online-Buchvorstellung: Welche Grenzen brauchen wir? Zwischen Empathie und Angst – Flucht, Migration und die Zukunft von Asyl
„Die Grundlage der moralischen Neugründung Westeuropas nach dem Zweiten Weltkrieg war die Ausrichtung staatlicher Politik an der Menschenwürde jedes Einzelnen“ schreibt Gerald Knaus in seinem neu erschienenen Buch „Welche Grenzen brauchen wir?“. Um diese Grundlage zu sichern, seien Lösungen nötig, „die Mehrheiten überzeugen“.
Knaus warnt davor, die asylrechtlichen Errungenschaften im Europa der Nachkriegszeit für irreversibel oder gar alternativlos zu halten und ist damit überaus aktuell, denn „an den Außengrenzen Europas herrscht heute ein Ausnahmezustand.“
In diesem Buch verbindet der vielfach als „Architekt des Türkei-Deals“ bezeichnete Migrationsexperte die Ansätze, die sich in seinen zahlreichen Beiträgen als einflussreicher Politikberater zeigen, zu einem größeren Ganzen: Zu einem Plädoyer für eine humane und gleichzeitig realistische Flüchtlings- und Asylpolitik. Dabei verbindet er zeitgeschichtliche Streiflichter zur neueren Geschichte des Asyls mit konkreten Ideen, wie sich der Gedanke der Genfer Flüchtlingskonvention weitertragen und Europas Außengrenze sichern ließe, ohne den Kontinent weiter und weiter in eine Festung zu verwandeln.
Wortgewandt widerlegt er Mythen der oft gereizten und ideologisch aufgeladenen Migrationsdebatte, dekonstruiert Schlagworte und Klischees und fokussiert die eigene Sprache auf das Humane: „Keine unmenschlichen Grenzen“!
Weniger bekannt als für den sogenannten „Türkei-Deal“ ist Knaus für seinen „Gambia-Plan“: Die politisch immer wieder instrumentalisierte Vorstellung, in Afrika „säßen Millionen junger Menschen auf gepackten Koffern, jeden Moment bereit, nach Europa zu kommen“ entlarvt Knaus in einem eigenen Kapitel in aller Deutlichkeit. Bei der Suche nach (s)einer Zukunft des Asyls empfiehlt er eine auf Interessen ausgerichtete „Migrationsdiplomatie“ in Kooperation mit den Herkunfts- und Transitländern.
Ob Gerald Knaus immer die richtige Lösung vorschlägt, darüber wird viel gestritten. Wir wollen uns mit ihm unterhalten über Grenzen, Grundsätze und ihr gegenwärtiges Scheitern - und nicht zuletzt über Ideen und Visionen zu der drängenden Frage, wie noch was zu retten ist.
Begrüßung: Dr. Antonie Katharina Nord, Leiterin Abteilung Internationale Zusammenarbeit, Heinrich-Böll-Stiftung (hbs)
Das Gespräch mit Gerald Knaus führt Kirsten Maas-Albert, Leiterin Referat Afrika, hbs
Informationen zur Veranstaltung:
Maria Kind, Referat Afrika, Heinrich-Böll-Stiftung
E-Mail: kind@boell.de
Teilnahme kostenfrei
Hinweis:
Wir weisen darauf hin, dass die Online-Veranstaltung im Programm Zoom stattfindet. Für die Teilnahme benötigen Sie je nach Veranstaltung (mit Beteiligung des Publikums) optional eine Kamera und/oder ein Mikrofon.
Die Zugangsdaten zur Online-Veranstaltung zu Zoom erhalten Sie 24 Stunden und erneut 2 Stunden vor der Veranstaltung per E-Mail.
Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung
Datum:
18.12.2020
Zeit:
11:00 - 12:30